Musik, Theater und bildende Kunst

Theater werden in aller Regel in ausgewählten kreisfreien Städten vorgehalten. Gleichzeitig sind dort die Möglichkeiten zu Veranstaltungen des Musiklebens in größerem Maße vorhanden. Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden können immer weniger auf Gastspiele von Landestheatern oder Tourneetheatern zurückgreifen, die nach einem festen Spielplan bestimmte Regionen bereisen. Die in Rheinland-Pfalz vorhandenen festen Spielstätten können sich andererseits auf einen breit gefächerten auswärtigen Zubringerdienst verlassen, der ihre Abonnementbesucher für das Theater sichert.

Zwischenzeitlich hat sich jedoch im gemeindlichen Kulturleben eine immer größere Ausrichtung auf qualitativ hochwertige Musikveranstaltungen oder Kunstereignisse ergeben. Hier spielen die örtlichen Musikvereine oder Chöre als Impulsgeber eine durchaus bedeutende Rolle. Denn durch gezielte Gesangs- oder Musik-Aus- und -Fortbildungen in den Musikschulen sind immer mehr Menschen befähigt, auch schwierigere musikalische Werke in hoher Qualität zur Aufführung zu bringen oder sich neue Bereiche zu erschließen und dann gemeinsam mit professionellen Künstlern darzubieten.

Dazu bieten die Städte und Gemeinden selbst (z. B. die Sommerakademie für Klavier in Konz oder die Orgeltage in Zell)2 oder in partnerschaftlichen Vereinigungen mehrerer kommunaler Ebenen (z. B. das Mosel-Musikfestival)2 Veranstaltungen allerhöchster Qualität an (u. a. Kammermusik/Klavierkonzerte/Liederabende/Jazz oder Swing und Ähnliches). Die Landeseinrichtung „Villa Musica“ ist für die Gemeinden und Städte ein Partner, der erstklassige Qualität garantiert.

Sehr oft sind diese Programme gekoppelt mit Theaterworkshops, Festspielen (wie z. B. die Nibelungen-Festspiele in Worms), Theatertagen, Literaturfestivals (z. B. das Eifel-Literaturfestival), Lesungen oder besondere Themenveranstaltungen (z. B. Lyrik).

Einen spürbaren Anreiz gerade für diese Entwicklung kultureller Betätigung in den Kommunen hat der Kultursommer Rheinland-Pfalz mit seinen Veranstaltungen gebracht. Hierbei handelt es sich um eine jedes Jahr mit einem neuen Themenschwerpunkt versehene Initiative des Landes zur Förderung der gemeinsamen Darstellung von Kulturangeboten, die in ihrer Vielfalt gerade durch die Kooperation von Kommunen und Vereinen, freien Trägern und dem Land Rheinland-Pfalz möglich gemacht wird.

Gleichzeitig wächst der bildenden Kunst immer mehr Bedeutung zu. Die Zahl der an Malerei und Bildhauerei Interessierten, ein vielfältiges Kursangebot an Volkshochschulen und durch freie Träger, das dadurch geweckte Interesse und die Entdeckung kunstgeschichtlicher Zusammenhänge haben die Kreativität vieler Mitbürger geweckt. Sie betätigen sich als Hobbykünstler, und bei entsprechend verbesserter Befähigung entsteht daraus oft der Wunsch, eigene Arbeiten auch öffentlich auszustellen. Dies stellt die kommunale Ebene vor neue Aufgaben. Die dafür notwendigen Räumlichkeiten müssen gefunden und die Organisation solcher Veranstaltungen kostengünstig und möglichst ehrenamtlich organisiert werden.

In gleichem Maße hat die Bevölkerung einen immer steigenden Anspruch in diesem Bereich. Viele Gemeinden haben sich darauf eingestellt. Sie organisieren mit haushaltsrechtlich abgesicherten Budgets in einem sehr breiten Spektrum Ausstellungen und Veranstaltungen. Dabei steht oft die Förderung regional tätiger freischaffender Künstler/innen im Vordergrund. Durch die Präsentation von Gegenwartskunst erfüllen damit auch die Gemeinden und Städte die Anforderungen, die ihnen durch Artikel 40 der Landesverfassung gestellt sind. Der Ausstellungsbetrieb lässt sich auch finanziell vertretbar realisieren, wenn durch gezieltes Sponsoring und einen guten Mix des Ausstellungsbetriebes hinsichtlich der Kunstepochen und -stile, aber auch der Darstellungsformen (Skulptur, Malerei, Installationen, Fotografie, Grafik etc.) weiter ein relativ breites Publikum oder entsprechende Zielgruppen angesprochen werden können.

Kunst im öffentlichen Raum - insbesondere Gegenwartskunst als herausragendes Gestaltungselement - hat mittlerweile auch in den Ortsgemeinden Einzug gehalten. Durch die in den 70er Jahren gesetzlich initiierte institutionalisierte Förderung von „Kunst am Bau“ an allen öffentlichen Gebäuden hat das Verständnis für die künstlerische Gestaltung und ihre unmittelbare identitätsfördernde Bedeutung für das jeweilige Gebäude oder den jeweiligen Ort in der Bevölkerung stark zugenommen. „Kunst am Bau“ orientiert sich z. B. bei Schulen oder an anderen öffentlichen Gebäuden an der Namensgebung und den vorgegebenen Nutzungen oder Inhalten und schafft damit ausdrücklich einen ergänzenden Bezug. Daraus hat sich ein erweiterter Gestaltungswunsch der Bevölkerung für den öffentlichen Raum ergeben. Das, was in größeren Städten seit längerer Zeit diesem sogenannten erweiterten öffentlichen Raum zugerechnet wird (z. B. Plätze, Ortseingänge oder besondere zentrale Gestaltungsbereiche) wird heute neben diesen angesprochenen örtlichen Bezügen im ländlichen Raum bei herausgehobenen topografischen, landschaftlichen oder regionalen Bereichen in den Fokus künstlerischer Gestaltung gerückt. Die Umsetzung solcher Vorstellungen und insbesondere ihre Finanzierung ist sehr schwierig und äußerst differenziert. Es gibt dabei sowohl im Wesentlichen privat organisierte und finanzierte Vorhaben (wie z. B. die im Tal im Kunstverein Hasselbach), aber auch das vom Land geförderte Programm „Skulpturen und Wege in Rheinland-Pfalz“, an dem sich über alle Landesteile regional breit gestreut viele Gemeinden und Städte beteiligt haben. Dieses Programm ist überwiegend öffentlich (von Land und Kommunen) finanziert. Solche Vorhaben haben darüber hinaus in den meisten Gemeinden eine starke Verknüpfung zu anderen kommunalen Aufgaben (der touristischen Infrastruktur).

Die „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“, die am 17. Dezember 1991 gegründet wurde, unterstützt und fördert den Kunst- und Kulturbetrieb durch den Erwerb und die Sicherung besonders wertvoller Kunstgegenstände und Kulturgüter, den Ankauf von Gegenwartskunst, bedeutsame Vorhaben der Dokumentation und Präsentation und die gezielte Förderung von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturstätten.

Diese Exponate werden in den über 270 in Rheinland-Pfalz bestehenden Museen ausgestellt. Sie erfüllen den Auftrag, die Kunst und Kultur aus Vergangenheit und Gegenwart zu sammeln und zu bewahren sowie sie der Forschung und dem Publikum zugänglich zu machen.  Ein großer Teil dieser Museen befindet sich in kommunaler Trägerschaft. Hierzu gehören z. B. das Ludwig-Haack-Museum in Ludwigshafen oder das Technikmuseum in Speyer.2 Zwei wesentliche Höhepunkte im Ausstellungsbereich der letzten Jahre sind jedoch der Organisation und Finanzierung des Landes geschuldet. Sowohl die vom Landesmuseum in Trier ausgehende Konstantin-Ausstellung als auch der Neubau des Arp-Museums am Bahnhof Rolandseck haben das Engagement des Landes Rheinland-Pfalz im kulturellen Bereich in besonderer Weise öffentlich gemacht. Überregionale Bedeutung hatte auch die im Jahr 2018 aus Anlass seines 200. Geburtstags in seiner Geburtsstadt Trier stattgefundene Karl-Marx-Ausstellung.


2)   Der Verfasser hat nur ihm persönlich bekannte Einrichtungen benannt und ist sich bewusst, dass es viele gleichwertige oder höherwertige Einrichtungen in anderen Bereichen von Rheinland-Pfalz gibt.

Autor: Winfried Manns Drucken voriges Kapitel nächstes Kapitel