Feuerwehrwesen: Zur Lage der Feuerwehren in Rheinland-Pfalz am Beginn des 21. Jahrhunderts

Der gesetzliche Auftrag, die rheinland-pfälzischen Bürgerinnen und Bürger vor Gefahren zu schützen, kann im Brand- und Katastrophenschutz nur durch ein Netzwerk zwischen den einzelnen Sicherheitspartnern auf den verschiedenen Verwaltungs- und Einsatzebenen erfolgreich erfüllt werden. Die Feuerwehren nehmen in diesem Netzwerk wegen ihrer örtlichen Einbindung in die Ortsgemeinden und der damit einhergehenden flächendeckenden Präsenz eine wichtige Funktion wahr. Als Sicherheitspartner der Feuerwehren sind insbesondere die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, die Sanitätsorganisationen, die Polizei des Landes und des Bundes sowie die Streitkräfte zu nennen. Aufgrund nachhaltiger und einschneidender gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher, finanzieller und demografischer Wandlungsprozesse befindet sich auch das Netzwerk der zivilen, nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr derzeit in einem Umbruch, der zu einer Transformation des Einsatz- und Führungssystems des Brand- und Katastrophenschutzes geführt hat, welcher noch nicht abgeschlossen ist.

Darüberhinaus muss auch der geänderten Gefährdungslage Rechnung getragen werde: Insbesondere gilt es jetzt, sich verstärkt auf die Abwehr von Terrorgefahren, Unwetterereignissen wie Starkregen und Hochwasser sowie Wald- und Vegetationsbränden vorzubereiten. Infolge der geänderten militärischen Sicherheitslage entwickelt der Bund mit den Ländern eine neue Konzeption Zivile Verteidigung (KZV), die wesentlich von der Landesverteidigung sowie der Abwehr einer asymetrischen Bedrohung und hybriden Kriegsführung geprägt wird. Ebenfalls ändern sich durch die rheinland-pfälzische Kommunal- und Verwaltungsreform (KVR) die Rahmenbedingungen, in denen das Feuerwehrwesen zu organisieren ist. Auch müssen in den Feuerwehren selbst interne Veränderungsprozesse wahrgenommen werden: So ist festzustellen, dass sich in Rheinland-Pfalz zwischen 2005 und 2014 überwiegend im strukturschwachen ländlichen Raum 37 örtliche Feuerwehreinheiten aufgelöst haben und 84 Freiwillige Feuerwehren freiwillig zu 40 örtlichen Einheiten fusioniert wurden. Und in den vergangenen 20 Jahren – zwischen 1995 und 2015 – nahm in den Freiwilligen Feuer­wehren die Zahl der aktiven Feuerwehrangehörigen von ehemals 63.000 um 12.000 Mitglieder auf jetzt 51.000 ab. Mitgliederschwund und Tagesalarmunsicherheit sind also schwerwiegende Herausforderungen, denen sich die Aufgabenträger und die Feuerwehren stellen müssen und stellen werden.

Gerade deshalb ist es von besonderem Interesse, die Lage der Feuerwehren in Rheinland-Pfalz zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu erfassen und darzustellen. In diesem Lagebericht werden zunächst die Aufgaben der Feuerwehren erläutert, wobei statistische Kennzahlen offenlegen, wie diese Aufgaben erfüllt werden. Dann wird eine Bilanz des rheinland-pfälzischen Feuerwehrwesens gezogen, bei der insbesondere die Organisation, die Ausrüstung, die Ausbildung, die Personalentwicklung und die Kosten betrachtet werden sollen. Die Behandlung aktueller Schwerpunktthemen – wie zum Beispiel die Tagesalarmunsicherheit oder der Mitgliederschwund unter besonderer Berücksichtigung der demografischen Entwicklung – vertieft die Darstellung.

Inhaltsverzeichnis

Autor: Hans-Peter Plattner, Annette Strobel Drucken voriges Kapitel nächstes Kapitel